Parlamentarischer Abend am 18.4.2012 in der Nikolauspflege Stuttgart
Auf Einladung der Fachverbände BDH e.V. (Berufsverband Deutscher Hörgeschädigtenpädagogen), Ada Jacobsen, dgs (deutsche Gesellschaft für Sprachheilpädagogik), Anja Theisel, Christina Brune, VBS (Verband der Blinden- und Sehbehindertenpädagogen) Ulrike Bauer-Murr, Dietmar Stefan, vds (Verband Sonderpädagogik e.V.) Heiner Hebborn, Michael Rehberger, fand am 18.04.2012 von 18.00 bis 22.00 Uhr in Räumen der Nikolauspflege in Stuttgart ein Fachgespräch mit dem Beauftragten der Landesregierung für die Belange behinderter Menschen, Gerd Weimer, und - im Anschluss - ein Fachgespräch mit Parlamentariern des Sozial- und des Bildungsaußchusses aus den Fraktionen der CDU (Frau Dr. Monika Stolz, Sabine Kurtz), SPD (Sabine Wölfle, Klaus Käppeler) und der Grünen (Thomas Poreski) zum Thema "Inklusive Bildung gestalten" statt.
Gerd Weimer gehört als unabhängiger Landesbehindertenvertreter keiner Fraktion an und ist seit dem 01.09.2011 im Amt. Seine Tätigkeit übt er ehrenamtlich aus. Im Fachgespräch machte er deutlich, daß die Umsetzung von Inklusion in Bildung und Gesellschaft ein gesamtgesellschaftlicher Prozess ist, der mit Augenmaß voran gebracht werden muß und keinesfalls als Sparmodell aufgefaßt werden darf. Veränderungen in der Lehrerbildung räumt er eine Schlüßelrolle ein. Als unabhängiger Vertreter für Belange von Menschen mit Behinderung sieht er seine Aufgabe darin, alle Beteiligten (Betroffene, Staatliche Institutionen, Behindertenorganisationen sowie Fachverbände) in den Dialog zu bringen um gemeinsam an der Gestaltung einer inklusiven Gesellschaft auf allen Ebenen mit zu wirken.
Im anschließenden Austausch mit den Abgeordneten Monika Stolz (CDU), Sabine Kurz (CDU), Sabine Wölfle (SPD), Klaus Käppeler (SPD) und Thomas Poreski (Grüne) wurde deutlich, dass es für die Bildung behinderter Kinder und Jugendlicher auf Grund der großen Heterogenität der Lernvoraußetzung, Persönlichkeitsmerkmale und Umfeldbedingungen keine Patentrezepte für die Beschulung geben kann. Es bedarf einer bedachtsamen Umsetzung und Erweiterung inklusiver Beschulungsformen, um möglichst alle Beteiligte in diesem Prozess mitnehmen zu können. Eine schnelle Abschaffung des sehr differenzierten, qualitativ hochwertigen Sonderschulsystems in Baden-Württemberg ist auf diesem Hintergrund nicht sinnvoll und auch nicht angedacht. Die sehr hohe fachliche Kompetenz der Sonderpädagogen in Baden-Württemberg gilt es zu sichern, da sie für eine differenzierte Gestaltung von Bildungsangeboten unverzichtbar ist. Ein gemeinsamer Konsens bestand darin, den Prozess stärker vom Kind und seinen Bedürfnißen aus zu denken, weniger von ideologisch motivierten Systementscheidungen.
Zum Abschluss wurde der Wunsch geäußert, ein solches Fachgespräch regelmäßig einmal im Jahr durchzuführen und so den Parlamentariern die Möglichkeit zu geben sich zu informieren und mit den Beteiligten in den Austausch zu kommen. Es besteht berechtigte Hoffnung, dass Baden-Württemberg nicht die Fehler anderer Bundesländer bei der Umsetzung inklusiver Bildungsangebote wiederholt, sondern sich behutsam unter Berücksichtigung der Erfahrungen anderer Länder auf den Weg machen will.
Wir danken allen Beteiligten für das Gespräch.
Ada Jacobsen, Anja Theißel