Fachgespräch der vier sonderpädagogischen Fachverbände mit Mitgliedern des Landtags am 11. April 2018

Zum siebten Fachgespräch mit Abgeordneten des Landtages in Folge luden die vier sonderpädagogischen Fachverbände BDH, dgs, vbs und vds aus Baden-Württemberg am 10.04.2018 in Stuttgart ein. Der Abend stand unter dem Thema 'Qualität in der Sonderpädagogik' und widmete sich dem Austausch zum Bericht der Landesregierung zur Inklusion.

Über den Weg dieser Fachgespräche ist es gelungen, in einen fortgesetzten Dialog mit den Entscheidungsträgern zu kommen und bildungspolitische Fragestellungen direkt zu diskutieren.

Nach einer langen Landtagsdebatte hatten die Abgeordneten Raimund Haser (CDU), Frau Bogner-Unden (Grüne), Herr Kleinböck (SPD) und Timm Kern (FDP) sich auf den Weg in die Nikolauspflege gemacht und viele Fragen sowie offene Ohren mitgebracht.

Fachgespräch

Die angeregte, mehr als zweistündige Diskussion im diesjährigen Fachgespräch widmete sich folgenden  Themenschwerpunkten:

  • Sonderpädagogische Expertise: Hier wurde die Problematik diskutiert, wie der mit Einführung der Inklusion steigende Bedarf an sonderpädagogischen Fachkräften zügig gedeckt werden kann, ohne die hohe Qualität der baden-württembergischen Ausbildung aufs Spiel zu setzen. Nachqualifizierungskonzepte müssen qualitätsvoll sein um dauerhaft fehlende Expertise zu vermeiden.
  • Steuerungsaufgaben: Mit der Entscheidung bei Einführung des neuen Schulgesetzes, die Steuerungsaufgaben bezüglich Diagnostik und Festlegung des Lernorts hauptsächlich bei den Schulämtern zu verankern, sind neue Problemstellen entstanden. Hier wäre ein stärkerer Einbezug der Schulleitungen der SBBZ sinnvoll, um passgenaue gruppenbezogene Angebote für die SuS planen und die Qualität in den inklusiven Settings durch gezielte Auswahl und Entsendung von Personal erhalten zu können. Die Verantwortung für die positive Entwicklung der inklusiv beschulten SuS könnte wie bei kooperativen Organisationsformen stärker in der Hand der Schulleitungen liegen, die dafür zusätzliche Ressourcen bräuchten. Qualitätsstandards wie z.B. die Berücksichtigung der sonderpädagogischen Bildungspläne ebenso wie Übergänge in den Beruf würden so eher gesichert.
  • Inklusion als kooperative Aufgabe: Kooperative Organisationsformen haben sich in der Vergangenheit sehr bewährt und sollten neben inklusiven Bildungsangeboten ihren Wert behalten. Ebenso ist eine Stärkung des sonderpädagogischen Dienstes sinnvoll.

Dieser ist eine niederschwellige Angebotsform, die flexibel am Bedarf des Kindes orientiert werden kann. Die Erhöhung der Fallzahlen mit sonderpädagogischem Bildungsanspruch kann durch einen konsequenten Einsatz des SOPÄDIE vermieden werden.

Fachgespräch

Abschließend wurde deutlich, dass eine hohe Fachexpertise im System sowohl im Bereich von Diagnostik, Gestaltung von Bildungsangeboten, von Beratung und Unterstützung ihren Preis hat, der Erhalt von beiden System aber wertvoll ist und eine besondere Flexibilität für die Beschulung der Kinder und Jugendlichen mit Behinderungen ermöglicht. Das Messen von Qualität darf sich dabei nicht allein auf Schulleistung beziehen, sondern sollte darüber hinaus soziale, emotionale und psychologische Aspekte einbeziehen. Das könnte in der Qualitätsoffensive noch stärker Berücksichtigung  finden.

Die Parlamentarier baten die Fachverbände um Unterstützung, den Inklusionsdiskurs ‚zu erden‘ und dazu beizutragen, dass nicht emotional geführte, normative Positionen, sondern das Wohl des einzelnen Kindes die Diskussionen bestimmen.

Wir danken allen Beteiligten für den konstruktiven Austausch!